2023 war für mich ein ganz besonderes Jahr. Direkt Anfang des Jahres ereignete sich ein lebensveränderndes Ereignis, dass nicht unbedingt positiv war. Mein Partner und ich trennten uns. Obwohl wir erst wenige Monate zuvor gemeinsam in eine Eigentumswohnung gezogen waren, hatte es nicht sein sollen. Die perfekte Welt brach zusammen und ich stand vor einem Wendepunkt mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Nach dem Hinfallen, Krone richten ging es weiter. Wie ein Hund, wenn er in eine neue Situation kommt, musste ich mich erstmal schütteln und neu sortieren. Der triste Frühling betrübte mich und ich beschloss nach Israel / Tel Aviv zu gehen. Ich hatte die Möglichkeit von dort zu arbeiten und wohnte in einem Coliving space, von dem aus ich arbeiten, leben und mein Sport machen kann. Direkt am Strand. Ich liebte es.
Ich war fast täglich surfen. Nicht, dass ich es sonderlich gut kann. Aber ich liebe es. Ich liebe die Freiheit auf dem Meer und vielleicht auch ein bisschen das Risiko, Situationen nicht selbst in der Hand zu haben.
In Israel sammelte ich mich und überlegte wie die kommenden Monate aussehen sollten. Ich hatte ja keinen festen Wohnsitz mehr. Als Base aber immer meine Eltern, meine Heimat. Zurück in Deutschland war ich geschäftlich sehr viel unterwegs, sodass ich problemlos ohne Wohnung zurecht kam. In Hamburg war ich für einige Zeit bei einer Freundin. In Düsseldorf, München und Stuttgart hatte ich Freunde bei denen ich untergekommen bin. Ich bin so unendlich dankbar für jeden, der mir die Türe aufgehalten hat.
Das Verlangen mich Neuem, vor allem neuen Herausforderungen zu stellen war groß. Daher war ich dankbar, dass ich mich im Winter bereits zu ein paar Wettkämpfen angemeldet habe. Ich hatte meinen ersten Trailrun und meinen ersten Triathlon geplant. Gesagt, getan! Beide Wettkämpfe fanden im Frühsommer statt und ich hab direkt Blut geleckt. Beides hat mir unendlich viel Spaß gemacht und war genau die Herausforderung, die ich gebraucht habe. Neues im Kopf, aber keine krassen Distanzen, erstmal zum Reinschnuppern.
Den Sommer verbrachte ich in München. Ich liebe die Nähe zu den Bergen. Einfach mit dem Zug nach Garmisch oder abends um einen der unzähligen Seen laufen oder radeln ist genau mein Ding.
Als Dozentin an einer Hochschule in Stuttgart wollte ich zum Semesterstart im Oktober wieder vor Ort sein. Daher schaute ich nach einer Wohnung. Das Modell, in einem möblierten Apartment zu sein, bewährt sich für mich bis heute. Die kurzzeitigen Mietverträge geben mir die Flexibilität die ich brauche und das „nichts besitzen“ macht mich frei.
Auf der Rückreise von einem Trailrun Event in der Schweiz, vollgepackt mit Endorphinen, beschloss ich im Oktober meinen ersten Marathon zu laufen. Das sollte die Krönung des Jahres werden. Auch hier gesagt – getan. Den September verbrachte ich nochmal in Israel. Meine Trainingskilometer sammelte ich an den endlos langen Laufwegen mit Blick auf das Mittelmeer und ich war überglücklich.
Meine Liebe mit Israel wollte ich mit meinen Eltern teilen, daher lud ich sie Ende September ein, mich dort zu besuchen. Wir hatten eine unglaublich tolle Zeit dort und flogen Ende September wieder zurück. Das Massaker am 08.10.23 lies mir das Blut in den Adern gefrieren. So ein tolles Land, so tolle Menschen und die Kulturen, die dort miteinander leben machen es so bunt und lebensfroh. Ich überlegte bereits im kommenden Jahr mehrere Monate dort zu verbringen. Doch dieser Tag änderte alles. (Die politische Lage im Nahen Osten ist verworren, ich werde hier keine Konflikte diskutieren).
Meinen Marathon Ende Oktober lief ich in Gedanken an das wundervolle Land und die Leute dort. Die Hoffnung, der unendliche Optimismus und die wundervolle Zeit dort beflügelten mich, sodass ich die 42,195 km in Frankfurt über den Asphalt flog. Es fühlte sich leicht an. Nichts zwickte, keine Schmerzen, einfach nur Glückseligkeit. Mit diesem Gefühl lief ich nach 4:07 h über die Ziellinie.
Ich bin stolz auf dieses Jahr, dass ich mich den Herausforderungen gestellt habe. Im vermeintlich Negativen, das positive gesehen habe. Die Veränderung in meinem Leben angenommen und gemeistert habe. Neue Freunde kennengelernt und mich neuen Herausforderungen gestellt habe.